Wunschleben von Vera Nentwich

Wunschleben

von Vera Nentwich

Meine Meinung

Auf dem Cover dominiert ein Paar roter Pumps mit hohen Pfennigabsätzen. Der Hintergrund ist rosa gestreift. Das Logo vom Verlag befindet sich unten in der rechten Ecke und passt farblich perfekt zu den Schuhen. Bei dem Cover muss ich direkt an einen Roman für Frauen denken. So ganz verkehrt liege ich da mit meiner Vermutung auch nicht.

Von Vera Nentwich habe ich bisher ein paar humorvolle Krimis gelesen und die ein oder andere Live- Lesung auf ihren Social Media Kanälen verfolgt. Somit ist mir ihre tiefe Stimme durchaus vertraut und der Dialekt ist einfach nur schön. Mit ihrem neuen Roman, spricht sie ein ganz persönliches Thema an. Die Protagonistin Anja Köhler gibt mir als Leser einen ganz privaten Einblick in ihr Leben. Seit vier Jahren geht sie ihren Weg als Frau. Doch hat ihr Kopf diese Veränderung vom Mann zur Frau noch nicht ganz vollzogen, denn im Spiegel sieht sie nach wie vor die männlichen Züge an ihrer Gestalt.

Bei dieser Szene musste ich an meinen Abnehmprozess denken. Auch wenn dieser Vergleich jetzt etwas hinkt, aber mein Kopf denk auch immer noch er steckt auf einem unförmigen Körper und kann es gar nicht glauben, dass inzwischen statt Größe 48 hauptsächlich Größe 40 im Schrank hängt. Anja fühlt sich im Prinzip ganz und gar als Frau, doch glaubt sie, dass man es ihr nicht unbedingt ansieht. Und so zieht sie sich in ihre Komfortzone zurück. Erst ihre neue Nachbarin sorgt dafür, dass sie ans Tageslicht kommt. Wie genau das passiert verrate ich dir nicht. Es ist ein schleichende, aber schön zu lesender Prozess.

Für mich ist es dieses Jahr der dritte Roman, der sich mit dem Thema Transgender und Transsexualität beschäftigt. Ich finde es gut, dass langsam aber sicher darüber gesprochen wird und sich Personen, die im falschen Körper geboren wurden sich nicht mehr verstecken müssen. Damit ist ein Anfang gemacht, das jeder Mensch genauso richtig ist wie er ist, ganz unabhängig von Geschlecht und Religion. Ich hoffe, dass die nächste Generation nicht mehr mit dem Finger auf Menschen zeigt, die vermeintlich anders sind.

In diesem Zusammenhang fand ich eine Unterhaltung von Anja und ihrer Nachbarin Bettina einfach nur schön. Bettina versucht Anja besser kennenzulernen und fragt sie über Gott und die Welt aus. So kommt auch die Frage auf, ob sie schon mal verheiratet war. Anjas Antwort führt zu folgender Gegenfrage von Bettina: „Wieso hast du eigentlich in Dunkelblau geheiratet?“ Diese Stelle finde ich einfach zu schön. Mehr möchte ich dazu gar nicht sagen, dass würde zu sehr spoilern.

Beim Lesen habe ich immer wieder an die Autorin gedacht, wie viel von „Wunschleben“ gehört zu ihrer eigenen Geschichte. Beziehungsweise, wie viel eigene Erfahrungen sind in den Roman eingeflossen. Ich habe die Veränderung der Protagonistin fasziniert verfolgt und den Roman relativ schnell verschlungen. Bist du bereit für einen Transgender Roman? Dann nehme dir das Buch in die Hand und tauche ab in eine unterhaltsame Geschichte über Freundschaft, Veränderung und die Liebe zu sich selbst.

Inhaltsangabe

Was macht mich aus? Was macht mich zur Frau?

Was macht mich aus? Was macht mich zur Frau? Diese Fragen stellt sich Anja, wie viele andere Frauen. Für sie haben sie eine zentrale Bedeutung, denn Anja ist eine Transgender-Frau, geboren im falschen Körper. Endlich im richtigen angekommen, lebt sie sehr zurückgezogen. Wer kein Risiko eingeht, kann auch nicht verletzt werden. Dann tritt die lebensfrohe Bettina in ihr monotones Dasein. Kaffeeklatsch mit einer Freundin, Männer anflirten in der Disko – für Bettina kein Problem. Es wäre doch gelacht, wenn Anja das alles nicht lernen könnte! Trotz der atemlosen Geschwindigkeit, die ihr Leben aufnimmt, nähert sich Anja mehr und mehr der Antwort auf die eine Frage, die wir uns alle immer wieder stellen: Welches Bild habe ich von mir und wo muss ich der Realität die Chance geben, es zu korrigieren?

Bibliografie

Pinterest Grafik zur Buchrezension: Wunschleben von Vera Nentwich.

Autor: Vera Nentwich
Genre: Roman
Verlag: Größenwahn Verlag
ISBN: 978-3957712325
Erscheinungsdatum: 13. September 2018
Format: Taschenbuch und Ebook erhältlich bei Amazon*
Seitenzahl: 250
Leseexemplar: Ja
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar, es wurde mir vom Größenwahn Verlag zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.


Quellen:
Klappentext und Cover Original: © Größenwahn Verlag

*Affiliate Link – Ich erhalte eine kleine Provision. Der Preis bleibt für dich unverändert.

Kolumne: #beyou #beme

War es Betrug, wenn ich mich in Strümpfe, Rock, Bluse und Unterwäsche warf und mich dabei wohl fühlte? Kann es sich richtig anfühlen, sich das unsägliche und total störende Stück Fleisch zwischen den Beinen einfach weg zu wünschen? Oder war es sogar Betrug an mir selbst, einen Teil von mir zeitweise zu verleugnen?“

Die eigene Seele befreit von Gabrielle Bellerose

Sei du selbst!

Bist du immer du selbst? Zeigst du dich deinen Mitmenschen mit all deinen Eigenschaften und Merkmalen? Bist du in der Lage, dich nicht selbst zu belügen und zu betrügen? Kannst du dich so annehmen wie du bist?

Diese vier Fragen habe ich mir nach der Lektüre von „Die eigene Seele befreit“ von Gabrielle Bellerose durch den Kopf gehen lassen. Dabei habe ich ein paar Stationen meines Lebens Revue passieren lassen.

Bist du immer du selbst?

Inzwischen bin ich fast 40 Jahre jung und ganz und gar ich selbst. Ich weiß was ich will, ich weiß was ich kann und auch was ich nicht kann. Ich habe schnell zu mir selbst gefunden und mein Ding gemacht, so wie ich es für richtig halte. Schon in meinem ersten Zeugnis stand drin: Kerstin weiß ganz genau, was sie möchte und eckt damit gerne mal bei ihren Mitschülern an. Weiter stand dort noch sie sollte sich manchmal zurücknehmen, um mehr Freunde unter den Mitschülern zu finden. Ja, was soll ich dazu sagen. Ich finde nicht, dass man sich für Freunde verstellen soll, denn Freunde besitzen ja gerade die Eigenschaft einen so zu akzeptieren wie man ist mit all seinen Ecken und Kanten. Ich habe mein Gesicht nie hinter einer Maske versteckt.

Zeigst du dich deinen Mitmenschen mit all deinen Eigenschaften und Merkmalen?

Wie bei der ersten Frage schon geschrieben, zeige ich gerne mein eigenes Gesicht ohne mich hinter einer Maske zu verstecken. Ich stehe dazu, dass ich besonders auf der Arbeit sehr pedantisch sein kann und mich überkorrekt an Gesetze halte. Diese überkorrekte Art hat in meiner Jugend eher zur Isolation geführt, denn ich habe mich strikt an Verbote gehalten. Was mein Umfeld nicht nachvollziehen konnte und wollte. Heute bin ich froh, dass ich so standhaft war und meinen Prinzipien treu geblieben bin, so habe ich noch nie in meinem Leben eine Zigarette geraucht. Ich ernte zwar immer wieder ein schmunzeln, wenn ich mich mal wieder überkorrekt verhalte, doch da ich ganz selbstbewusst dazu stehe, wird es von meinem Umfeld akzeptiert. Und mit dem Lächeln über meine Art kann ich gut leben, ich weiß ja wie es gemeint ist.

Bist du in der Lage, dich nicht selbst zu belügen und zu betrügen?

Ein ganz klares ja. Ich brauche mich nicht selbst zu belügen und betrügen. Ich weiß welche Macken ich habe und steh dazu.

Kannst du dich so annehmen wie du bist?

Ja, das kann ich. Inzwischen mag ich auch meine wunderschönen roten Haare. Sie machen mich einzigartig. Auch wenn die vielen bösen Sprüche in der Jugend dafür sorgten, dass ich eine andere Haarfarbe haben wollte. Aber das haben meine Eltern nicht erlaubt. Mit 24 Jahren habe ich dann aus einer Laune heraus mir die Haare blondiert. Ich fand das ganz seltsam und war froh, als meine roten Haare endlich wieder die Überhand nahmen. Wobei die Erfahrung sehr interessant war, denn ich wurde ganz anders von meinen Mitmenschen wahrgenommen. Doch ich liebe mein rothaariges Ich mit den Sommersprossen und möchte es auch nicht mehr missen.

Die eigene Seele befreit von Gabrielle Bellerose Maske mit Buch liegend

Bibliografie

Die eigene Seele Befreit von Gabrielle Bellerose Sketchnotes zum Buch

Autor: Gabrielle Bellerose
Genre: Biografie
Verlag: One World Distribution
ISBN: 978-3957782298
Erscheinungsdatum: 30. März 2021
Format: gebundenes Buch und Ebook erhältlich bei Amazon*
Seitenzahl: 208
Leseexemplar: Ja
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar, es wurde mir von Mainwunder zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

Inhaltsangabe

Die kleine Gabrielle wächst in einem Provinzstädtchen im schweizerischen Aargau auf. Alle nennen sie Jochen und behandeln sie auch wie einen Jungen, genauso wie es bei Geburt bestimmt wurde. Doch die Seele des Mädchens leidet. Sie versucht sich anzupassen. Sie will dazugehören und dem typischen Bild eines Jungen entsprechen. Später als Erwachsene, ist sie beruflich erfolgreich, glücklich verheiratet mit Kindern – und ein maskuliner Teddybär. Das scheinbar perfekte Bilderbuchleben. Aber ihre Seele schreit. Ihre Emotionen stehen Kopf. Die innere Zerrissenheit wird unerträglich. Von der tiefen Sehnsucht getrieben, das Maskenspiel endlich zu beenden, beginnt sie schließlich den langen, steinigen Weg zu ihrem Wahren Ich. Mit diesem Buch möchte die Autorin einerseits Mut machen aber auch Informationen vermitteln, wie vermeintlich ausweglose Situationen gemeistert werden können. Es soll zum Thema informieren und aufzeigen, was tief im Inneren betroffener Personen vorgeht.


Quellen:
Klappentext und Cover Original: © Gabrielle Bellerose

*Affiliate Link – Ich erhalte eine kleine Provision. Der Preis bleibt für dich unverändert.

Die eigene Seele befreit von Gabrielle Bellerose

Die eigene Seele befreit

von Gabrielle Bellerose

Meine Meinung

Das Cover gibt schon einen kleinen Blick auf die Geschichte. Zu sehen ist das Gesicht einer Frau, die eine Maske eines Männergesichts in der Hand hält. Die Umgebung der beiden Gesichter ist verwischt und hebt sich vor dem dunklen Hintergrund hervor. Sehr schön finde ich dabei, dass alles wie gemalt wirkt und ich so keine direkte Verbindung mit der Protagonistin für mein Kopfkino aufbaue.

„Die eigene Seele befreit“ ist die Biografie von Gabrielle Bellerose. Wie du in der Inhaltsangabe lesen kannst geht es um eine Transfrau, die schon früh als Junge merkt, das etwas nicht stimmt, dies aber noch nicht so richtig in Worte fassen kann. Erst später wird Jochen klar, dass er lieber Gabrielle wäre.

Das Buch startet im Prolog mit dem Hier und Jetzt und geht dann zurück in die Kindheit, um den Weg chronologisch aufzubauen. Die einzelnen Weggefährten von Gabrielle werden sehr detailliert beschrieben, so kann ich mir als Leser ein sehr gutes Bild machen. Dabei driftet sie in ihrer Erzählung immer wieder in philosophische Überlegungen und Märchen ab. Dies ist ihrer Art der Realität zu entfliehen, auch wenn sie lange nicht weiß warum.

Bei der durchweg positiven Erzählung vom Kennenlernen mit ihrer Frau als Jochen habe ich etwas gestaunt. Ich weiß nicht mit was ich gerechnet habe, aber nicht mit dieser Sicht auf die Dinge. Auch wenn die kleinen Zweifel die ganze Zeit im Hintergrund spürbar waren, überwiegt durchweg die Freude über die größer werdende Familie.

Ich war gespannt und fasziniert zu gleich, wie Gabrielle ihre Leser in ihre tiefen Gefühle und Zweifel blicken lässt. Zu gerne möchte ich wissen, wie es für Gabrielle weitergeht nach der Epoche, die das Buch umfasst. Die Geschichte zeigt sehr schön, dass das Outing über Transsexualität nicht zum Scheitern führen muss. Sie klärt an der richtigen Stelle auf und öffnete mit damit die Augen. Am Ende der Biografie war ich voller Hochachtung für Gabrielle, wie sie mit ihrem ganz persönlichen Plan an ihre Zukunft gegangen ist. Und voller Bewunderung für ihre Frau und ihre Kinder, wie diese mit der Situation umgegangen sind. Für mich ist diese Geschichte ein Mutmacher. Ich hoffe, dass mehr Menschen diese Buch lesen und damit mehr Toleranz gegenüber von Transgender zeigen.

Für mich war es ein Buch voller Emotionen, das ich sehr gerne weiterempfehle. Möchtest du mehr über Transgender wissen oder kennst Personen in deinem Umfeld, die einen ähnlichen Weg vor oder hinter sich haben, dann ist das Buch genau das richtige für dich.

Inhaltsangabe

Die kleine Gabrielle wächst in einem Provinzstädtchen im schweizerischen Aargau auf. Alle nennen sie Jochen und behandeln sie auch wie einen Jungen, genauso wie es bei Geburt bestimmt wurde. Doch die Seele des Mädchens leidet. Sie versucht sich anzupassen. Sie will dazugehören und dem typischen Bild eines Jungen entsprechen. Später als Erwachsene, ist sie beruflich erfolgreich, glücklich verheiratet mit Kindern – und ein maskuliner Teddybär. Das scheinbar perfekte Bilderbuchleben. Aber ihre Seele schreit. Ihre Emotionen stehen Kopf. Die innere Zerrissenheit wird unerträglich. Von der tiefen Sehnsucht getrieben, das Maskenspiel endlich zu beenden, beginnt sie schließlich den langen, steinigen Weg zu ihrem Wahren Ich. Mit diesem Buch möchte die Autorin einerseits Mut machen aber auch Informationen vermitteln, wie vermeintlich ausweglose Situationen gemeistert werden können. Es soll zum Thema informieren und aufzeigen, was tief im Inneren betroffener Personen vorgeht.

Bibliografie

Die eigene Seele Befreit von Gabrielle Bellerose Sketchnotes zum Buch

Autor: Gabrielle Bellerose
Genre: Biografie
Verlag: One World Distribution
ISBN: 978-3957782298
Erscheinungsdatum: 30. März 2021
Format: gebundenes Buch und Ebook erhältlich bei Amazon*
Seitenzahl: 208
Leseexemplar: Ja
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar, es wurde mir von Mainwunder zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.


Quellen:
Klappentext und Cover Original: © Gabrielle Bellerose

*Affiliate Link – Ich erhalte eine kleine Provision. Der Preis bleibt für dich unverändert.