Ich liebe Sonntage, kein Wecker sagt mir, dass ich aufstehen soll. Ich kann den ganzen Tag lesen und in meinem Bastelkeller kreativ werden. Zwei Themen, die meinen Blog mit Inhalt füllen und meinen Ausgleich zum Job bilden. Heute verrate ich dir, warum mein zweiter Beruf dazu diente, meinen ersten zu lieben.
Bei mir startet heute die Blogparade #ichliebemeinenJob. Die Mainwunder – Buchblogger werden bis zum 25. November ganz private Einblicke in ihre Jobauswahl geben. Wie sie zu ihrem Job kamen, warum sie vielleicht einen gekündigt haben und wie sie eine Arbeit fanden, die sie glücklich macht. Passend zum Thema durfte ich das Buch „Ich liebe meinen Job – dachte ich jedenfalls …“ von Alexandra Götze lesen: Es erscheint am 01.11.2016. Meine Rezension zum Buch kannst du morgen in meiner Rubrik „Books on Monday“ lesen.
Mit 16 Jahren wollte ich unbedingt Pharmazeutisch-Technische- Assistentin (PTA) werden. Ich habe meine Eltern überzeugt, dass ich alt genug bin in einer eigenen Wohnung zu leben. Als Kind vom Dorf waren Neumünster und Kiel für mich die „große weite Welt“.
Doch in einer der größten Apotheken Kiels wurde mein Traumberuf schnell langweilig. Ich hatte das Gefühl, meinen Kopf nicht mehr zu gebrauchen. Jeden Tag stellte ich fleißig Salben her und verkaufte Medikamente. Ich fühlte mich absolut unterfordert und konnte mir nicht vorstellen, die nächsten 45 Jahre das Gejammer der alten, alleinstehenden Leute anzuhören. Als das Lesen von Naturwissenschaftlichen Romanen und Büchern auf Englisch meinen Wissensdurst nicht mehr stillen konnte, wusste ich, dass ich etwas neues lernen musste.
Kurz entschlossen stellte ich meine Chefin vor vollendete Tatsachen. Von heute auf morgen reduzierte ich meine Arbeitszeit auf 25 Stunden, um auf das Abendgymnasium zu gehen. Sie war zum Glück einverstanden und pochte nicht auf meinen Vollzeitvertrag. Vom Tag der Entscheidung an, machte die Arbeit vorübergehend wieder Spaß. Denn ich hatte ein Ziel vor Augen und wusste, bald können mich alle mal gern haben. Und nichts ist beruhigender, als absehbare Zeitfenster. Da kann man zur Höchstform auflaufen und sehr viel mehr ertragen, als sonst.
Nach drei Jahren der doppelten Belastung hatte ich mein Abitur in der Tasche und war fest entschlossen, etwas zu studieren, das nichts mit Apotheken zu tun hat. Aus heutiger Sicht war das, beruflich gesehen, keine gute Entscheidung, aber wäre ich jetzt hier, wenn ich einen anderen Weg gewählt hätte? Ich glaube nicht.
Nach drei Jahren Studium hatte ich den Bachelor of Arts fast fertig. Mir fehlten genau 3 Credit Points in Mathematik. So musste ich ein Jahr aussetzen. Aus der Not heraus habe ich eine Teilzeitstelle in der Apotheke angenommen. So konnte ich mich und meine Wohnung über Wasser halten.
Sehr schnell kam ich in den Apothekenalltag hinein. Ich fand die Arbeit in der Apotheke lukrativer als mein Studium. Doch nahm ich nach bestandener Matheprüfung mein Masterstudium wieder auf, denn wenn ich etwas anfange, dann beende ich es auch. Mit dem Abschluss Master of Education hatte ich die Zulassung zum Referendariat. Hier nahm mein weiteres Schicksal endgültig seinen Lauf. Ich wechselte das Bundesland, weil die Prognose in Niedersachsen verbeamtet zu werden sehr viel besser war, als in Schleswig- Holstein. Dieser letzte Ausbildungsabschnitt kostete mich sehr viele Nerven. Ohne meinen heutigen Mann hätte ich vermutlich die Zeit nicht überstanden. Doch ich habe die Zähne zusammen gebissen und konnte erfolgreich meinen Abschluss machen.
Um dem Schulalltag ganz ohne Prüfungszwang noch eine Chance zu geben, nahm ich eine letzte Stelle an. Trotz zu hohem BMI gab es die Verbeamtung auf Probe. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Mein Mann sah sich schon insgeheim nur noch halbtags arbeiten, während seine Frau das Geld verdient. Doch war ich dem Druck in der Schule nicht gewachsen. Die Kinder waren noch das kleinste Problem, viel schlimmer fand ich die Eltern. Nach unserer Hochzeit habe ich all meinen Mut zusammen genommen und das Beamtenverhältnis fristlos gekündigt.
Viele haben gesagt, wie kannst du nur eine Beamtenstelle aufgeben? Das fragst du dich vielleicht auch gerade. Die Antwort ist ganz einfach. Geld macht nicht glücklich und mit Geld kann ich mir keine Gesundheit kaufen.
Mit etwas Geduld und mit schwindenden Ersparnissen fand ich meinen heutigen Job. Meine Chefin gab mir trotz vieler Bedenken eine Chance, zu zeigen was ich kann. Sie sah kein Problem darin, dass ich viel höhere Qualifikationen als nur einen PTA – Abschluss vorweisen konnte.
Nach drei Jahren in der Löwen Apotheke kann ich ganz klar sagen: #ichliebemeinenJob und möchte ihn auf keinen Fall missen.
Liebst du deinen Job? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Morgen geht es weiter bei Nina von blog-a-holic.
Alle Beiträge und mehr zum Buch findest du hier bei Facebook.
Hallöchen Kerstin,
wie du schon so treffend geschrieben hast: Geld macht nicht glücklich. Was hat man von einer Arbeitsstelle, wenn sie nicht glücklich macht und man morgens schon mit Magenschmerzen aufwacht.
Dann lieber nur 100.000 Euro statt ner Million im Jahr scheffeln und happy sein! ;-)
Liebe Grüße
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Hej Meli, die 100.000 nehm ich sofort. Fragt sich nur woher 😉
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Liebe Kerstin,
Für kurze Zeit waren wir Kolleginnen,
ich erinnere mich an deine originelle Einladung zum Poltern, den Polterabend selbst, dein liebevoll gestaltetes Hochzeitsalbum und nette Gespräche im LZ – wir sind beide „Gegen den Wind “ – Fans ( die waren schon schnucklig, die beiden!!)
Wir waren froh über eine neue Kollegin im Chemietrakt.
Ich gehe nach fast 20 Jahren im Beruf, die absolut ok waren, seit ca eineinhalb Jahren so gerne zur Arbeit wie nie zuvor. Hoffe, dass das so bleibt. Und als Mutter großer Kinder kenne ich inzwischen alle Perspektiven und konnte immer dazu lernen. Das ist für mich das Schöne an meinem Beruf: Man weiß nicht, was der Tag bringt-an Kuriosem, an Zufriedenheit – und ganz klar (!) als Lehrerin auch an Verdruss. Dennoch: Ich gehe gern zur Arbeit.
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Liebe Kirsten, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich erinnere mich gerne an unsere Gespräche zurück. Chemie war mein Leben, wären da nur nicht die Schüler und Eltern gewesen. Ich bin dankbar über die Erfahrungen, die du mit mir geteilt hast. Auch wenn ich nur kurz zum Kolkegium gehört habe. Lg Kerstin
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