Der Bademeister ohne Himmel

von Petra Pellini

Meine Meinung

Das Cover ist passend zum Titel blau gehalten. Durch die Unterseite von einem Schwimmer im oberen Drittel kann man die Farbe als Wasser ausmachen. Dementsprechend zeigt uns das Cover einfach nur Wasser ohne den darüber liegenden Himmel. Ich mag diese Verbindung zwischen Cover und Titel des Hörbuchs.

Der Bademeister ohne Himmel von Petra Pellini erschien im Argon Verlag. Das Hörbuch wurde von Marie-Isabel Walke eingelesen. Die Protagonistin ist die fünfzehnjährige Linda, die als Ich-Erzählerin fungiert. In weiteren Rollen spielen Hubert, der ehemalige Bademeister und Ewa, seine polnische Pflegekraft eine Rolle. Die drei haben ein ganz besonderes Arrangement miteinander. Linda bessert sich ihr Taschengeld auf, in dem sie Hubert nachmittags betreut und gibt Ewa damit die Chance auf ein bisschen Zeit für sich. Mit dabei ist noch Kevin, der mehr oder weniger ein Freund von Linda ist und mit seiner ganz besonderen Art sie am Leben erhält. Für mehr Details lege ich dir das Hörbuch sehr ans Herz. Es ist einfach eine herzergreifende Geschichte, die zum Schmunzeln anregt.

Der Anfang der Geschichte hat es in sich. Und ich habe kurz überlegt, ob ich dazu gerade stark genug bin. Doch schnell vertiefte sich die Story in die Besuche bei Hubert und wie Linda ihm mit ihren Fähigkeiten einen schönen Tag bereiten kann. Der Bademeister leidet an einer fortgeschrittenen Demenzerkrankung und erkennt keine Personen mehr aus seinem unmittelbaren Umfeld. Für eine fünfzehnjährige macht Linda ihre Sache ziemlich gut. Und beim Zuhören ihrer Erzählung bin ich einfach immer wieder fasziniert, mit welcher Gelassenheit sie an die verzweifelten Suchen von Hubert heran geht. Dabei wird sehr deutlich, dass die Tochter des Bademeisters nur bedingt mit der Situation klar kommt. So taucht sie nur am Rande auf und wird nicht wirklich namentlich genannt.

Ich war von der Geschichte vom ersten Moment an fasziniert und habe mich beim Zuhören ein wenig an meinen Großvater erinnert. Dieser erkrankte schon früh an Alzheimer, was uns als Familie aber über Jahre hin verborgen blieb. Erst als meine Großmutter selbst nicht mehr so konnte, wurde das Ausmaß der langsam voranschreitenden Erkrankung sichtbar. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als mein Großvater uns Enkelkinder nicht mehr einsortieren konnte. Das war für uns im ersten Moment nicht zu fassen. Erst mit Anfang zwanzig begriff ich das Ausmaß so richtig und konnte dem Zerfall nur aus der Ferne zusehen. So nahm ich vor der Protagonisten sofort meinen Hut. Ich weiß nicht, ob ich in ihrem Alter das für einen guten Nachbarn hätte tun können.

Die Erzählungen, die einem mehr zwischen den Zeilen begegnen lassen schnell darauf schließen, dass Linda früh erwachsen werden musste. Ihre Mutter hatte nicht wirklich viel Zeit für sie und so ist sie sich selbst überlassen. Ihre Selbstständigkeit wird im Laufe der Geschichte immer deutlicher und so freue ich mich über jeden weiteren Besuch beim Bademeister, um zu sehen auf welche Ideen Linda wieder kommt. So bereitet sie ganz selbstverständlich mit Hubert die Schwimmflügel vor, an dessen Entstehung sich der 86 jährige noch wage erinnern kann. Ich wiederhole mich an dieser Stelle gerne, in dem ich einfach noch mal sagen muss, wie beeindruckt ich von der Ich-Erzählerin bin.

Hast du Lust auf eine Tiefgehende Geschichte mit einem dementen Bademeister? Hier bekommst du eine einzigartige Erzählung aus der Sicht einer fünfzehnjährigen, wie sie die Betreuung eines alten Herren meistert. Sie nimmt dessen Vergesslichkeit als selbstverständlich an und redet ihm in keinster Weise dagegen. So sucht sie an allen möglichen und unmöglichen Orten nach Schlüssel, Zähnen und dem Reisepass. Ob Hubert diese Dinge nun braucht oder nicht. Mich hat die Geschichte sehr bewegt und hoffen lassen, dass es mehr so junge Menschen gibt, die einfach ein wenig Zeit mit alten Leuten verbringen. Es profitieren beide Parteien sehr gut davon. Ich habe das Hörbuch in kurzer Zeit verschlungen und konnte gar nicht genug davon bekommen. Und musste immer wieder ein bisschen an 22 Bahnen von Caroline Wahl denken, das mich ganz ähnlich bewegt hat. Wenn du 22 Bahnen oder auch Windstärke 17 gelesen hast, dann wird dir dieses Buch bestimmt gefallen. Von mir gibt es eine ganz klare Hör- bzw. Leseempfehlung.

Inhaltsangabe

„Es gibt zwei Menschen, die mich von der Sache mit dem Auto abhalten. Kevin und Hubert. Kevin wohnt um die Ecke, ist voll intelligent und Hubert wohnt im dritten Stock und ist voll dement.“

Linda ist fünfzehn und spielt mit dem Gedanken vor ein Auto zu laufen. Doch noch halten zwei Menschen sie davon ab, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen: Ihr einziger Freund Kevin, der daran verzweifelt, dass die Welt am Abgrund steht. Und Hubert, sechsundachtzig Jahre alt, ein Bademeister im Ruhestand, der seine Wohnung kaum mehr verlässt, Karotten toastet und auf seine Frau wartet, die vor sieben Jahren verstorben ist. Dreimal wöchentlich verbringt Linda den Nachmittag mit Hubert, um ihr Taschengeld aufzubessern und die polnische Pflegerin Ewa zu entlasten, die mit durchaus eigenwilligen Mitteln ihren Beruf ausübt. Der Alltag gelingt mal mehr, meist weniger.

Mit eigensinnigem Humor und Geschichten aus dem Schwimmbad versucht Linda, die Erinnerungen des alten Bademeisters wach zu halten – an die Sommer im Strandbad oder die Liebe zu seiner Frau Rosalie. Bis das Schicksal Lindas Pläne durchkreuzt …

Bibliografie

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Quellen:
Klappentext und Cover Original: ©Argon Verlag

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