Kerstin fragt … Autoren, Blogger und Sprecher antworten
heute mit Anne Polifka

Moin, magst du dich meinen Lesern kurz vorstellen?
Ich heiße Anne, bin 34 Jahre alt und lebe seit Februar 2024 in Norwegen. Mit dem Schreiben habe ich etwa mit elf begonnen. Anfangs waren es größtenteils Gedichte und Fanfictions zu Musicals und Animes. Dann folgten textbasierte Rollenspielforen. 2020 veröffentlichte ich im Rahmen einer Anthologie zum ersten Mal eine Kurzgeschichte. Am 30.06.2022 veröffentlichte ich mit „Der letzte Außenposten“ meinen ersten Roman, 2024 folgte eine Neuauflage und Band 2. Band 3 befindet sich in Arbeit. Hauptsächlich schreibe ich Science-fiction, obwohl ich es früher nahezu kaum gelesen habe. Ich liebe die Recherche und Wissen zu vermitteln sowie die Frage „Was wäre wenn“.
https://www.instagram.com/annepolifka/
https://anne-polifka.wixsite.com/startseite
Auf welchen Plattformen bist du unterwegs, und welche Rolle spielen sie für dich?
Ich bin auf Facebook, Instagram und tiktok unterwegs, wobei Facebook nur noch automatisch bespielt wird. Hauptsächlich bin ich bei Instagram, für Trailer und Einlesungen nutze ich zudem auch gern tiktok. Inwieweit ich damit wirklich Erfolge generiere, ist fraglich. Es macht mir aber Spaß, auch wenn ich zur Zeit kaum poste.
Wenn dein Leben ein Buchtitel wäre, wie würde er lauten – und warum?
Mein Buchtitel wäre vermutlich „Typisch untypisch“. Wenn irgendwas eigentlich „ganz einfach“ geht etc. kann ich darauf warten, dass es schief geht. Ich rutsche bei allen Regelungen immer durch alle Grauzonen durch. Ob das nun Zugverbindungen oder die Einwanderungshürden hier in Norwegen waren. Zudem weiche ich oft von anderen ab und fühl mich wie ein Alien, seien es Denkweisen, Hobbys oder sonst was. Lange hat mich das gestört, nirgends dazuzugehören, bis mir klar wurde, dass ich nirgends dazugehören muss und das auch nicht erzwingen kann. Hin und wieder treffe ich auf Leute, die auch Aliens sind und wir verstehen uns. :D
Gibt es ein Buch, das dich so sehr gefesselt hat, dass du komplett die Zeit vergessen hast?
Sicher einige, aber in Erinnerung blieb mir auch nach Jahren tatsächlich nur „Dein Wille geschehe“ von Michael Robotham. Ich will nichts verraten (nichts ist schlimmer als Spoiler bei einem Thriller), kann den Psychothriller aber nur empfehlen.
Mein Lieblingsspruch ist: „Das Leben ist schön.“ Was ist dein persönlicher Leitsatz oder Spruch, der dir an stressigen Tagen hilft?
Ich mache mir klar, dass ich nur eine begrenzte Zeit habe und den Timer nicht kenne. „Ist es das wert, mir Stress zu machen, falls das mein letzter Tag ist?“, wäre daher wohl ein passender Leitsatz bzw. Leitfrage eher. Aufgrund einer Erkrankung habe ich mir früh Gedanken zum Tod gemacht und was ich vom Leben möchte. Diese Frage hilft mir, den Fokus wiederzufinden und ruhiger zu werden. Natürlich hilft dann die Aussicht auf meine allabendliche Animeserien auch gut durch den Tag, denn ich weiß, egal wie stressig ein Tag ist, er wird schön ausklingen. :)
Magst du in drei Sätzen neugierig auf dein aktuelles Buch machen?
Nachdem ein Asteroid die Erde verwüstet hatte, hat ein Teil der Crew der Internationalen Raumstation (ISS) die ersten 6 Monate überlebt. Wider Erwarten stellen sie fest, dass sie nicht die Einzigen Überlebenden im All sind. Die Begegnung wird jedoch von einer lebensbedrohlichen Gefahr gestört.


Welche Recherche für eines deiner Bücher war bisher die aufwändigste oder ungewöhnlichste?
Am Aufwendigsten war die Recherche für Band 1, die etwa 400 Stunden umfasste. Ich war ein absoluter Neuling im Bereich der Raumfahrt. Ich musste also bei 0 anfangen. Das Leben auf einer Raumstation, die Raumfahrtsbehörden, die physikalischen Änderungen in der Mikrogravitation, Raummedizin, die Pläne der nächsten 10 Jahre in der Raumfahrt und so weiter. Dazu noch alles zum Thema die Auswirkungen eines größeren Asteroidenimpakts, kulturelle Unterschiede und auch die technischen Details der IS. Im Buch selber kommt nur ein Bruchteil der Rechercheergebnisse vor. Es ist nötig, die Hintergründe zu kennen, um eine Geschichte schlüssig zu halten, auch für Leser, die mehr Ahnung in den Bereichen haben, als ich (und das ist bei Sci-Fi zu erwarten). Prinzipiell habe ich den Text so gehalten, dass ein Leser ohne Kenntnisse allem folgen kann. Dafür habe ich auch Testleser gesucht, die sonst kein Sci-Fi lesen. Ich denke, nur wenn man einen Sachverhalt kennt und versteht, ist man in der Lage, das mit einfachen Worten zu erklären. Und genau diese Einfachheit, die selbst Komplexes einfach vermittelt ist für mich der Punkt, mit dem ich auch Leser mitnehmen kann, die Sci-Fi normalerweise nicht lesen. Zeitgleich habe ich mir hier und da auch mal künstlerische Freiheiten rausgenommen. ;)
Wie gehst du mit Schreibblockaden um, falls sie auftreten?
Tatsächlich hänge ich seit einigen Wochen in einer. Auch wenn ich nun sagen würde, einfach Schreiben, dann geht das schon, muss ich zugeben, dass das bei mir nicht funktioniert. Meistens lasse ich den Text ruhen und zeichne in der Zeit hauptsächlich. Das gilt aber nur, wenn der Grund nicht ein einziger Text ist. Da hilft Schreiben tatsächlich und natürlich das Warum zu ergründen. Die häufigste Ursache für Schreibblockaden liegen aber meist außerhalb der Texte und oft auch außerhalb meines Einflusses. Daher nehme ich es mittlerweile hin, auch wenn sich die Leser so länger gedulden müssen. Mir ist Qualität wichtig und die ist nicht gegeben, wenn ich Sätze auf Grundschulniveau irgendwie rausquetsche. Nach einer Weile geht das Schreiben dann plötzlich von jetzt auf gleich wieder.

Woran arbeitest du aktuell? Magst du uns einen kleinen Einblick geben?
Ich habe mit der Rohfassung von Band 3 der Impaktchroniken begonnen. Der 2. Band hat den Grundstein zu neuen Konflikten und Gefahren gelegt. Ich bin gespannt, was die Figuren daraus machen. :) Während Band 1 sehr actiongeladen war und Band 2 sich mehr auf die Gefühlswelten einzelner Protagonisten konzentrierte, denke ich, dass Band 3 wieder mehr Action enthält. Und vielleicht wird auch das Finale eingeleitet – oder es wird selbst das Finale. Da ich nicht vorplane, kann ich nur spekulieren, was geschehen wird.
Was ist dein wichtigster Tipp für angehende Autoren?
Ich kann jedem nur empfehlen, offen zu sein, nicht nur für Themen, sondern auch für Schreibvorgänge. Ich habe fast 19 Jahre lang Buchprojekte bis ins kleinste Detail vorgeplant und nie ein Manuskript beendet. Einfach, weil mir dieses Vorgehen als der einzig professionelle Weg vermittelt wurde. Dann habe ich den Schreibratgeber von Stephen gelesen und dass mein großes Vorbild ausgerechnet nicht plottet, sondern aus dem Bauch heraus schreibt, hat mir die Augen geöffnet. Seitdem plane ich nichts mehr vor und schon klappt es. :)
Liebe Anne vielen Dank, dass du dich meinen Fragen gestellt hast. Deine Einblicke in den Schreibprozess und die damit verbundene Recherche fand ich faszinierend. Ich selbst lese so gut wie kein Science-Fiction, aber du hast mich neugierig gemacht.

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