Kerstin fragt … Autoren, Blogger und Sprecher antworten
heute mit der Sprecherin Henriette Schreurs

Moin, magst du dich meinen Lesern kurz vorstellen?
Hi, ich bin Henriette! Ich bin Sprecherin und Podcastexpertin, lebe in Leipzig und spreche von hier aus hauptsächlich Hörbücher und und Dokus.
https://www.henrietteschreurs.de
Auf welchen Plattformen bist du unterwegs, und welche Rolle spielen sie für dich?
Instagram ist mein zweites Wohnzimmer, es macht mir einen riesen Spaß hier Eindrücke aus meinem Leben zu teilen und meine Follower zu unterhalten. Außerdem ist das (Berufs-)Leben als Sprecherin oft eine einsame Angelegenheit. Instagram ist für mich ein Ort zur Vernetzung, gerade auch mit den Kolleg*innen, quasi wie eine Teeküche im Büro. Bei TikTok schau ich manchmal rein, aber immer nur ganz kurz, sonst frisst mich die App auf, das fühle ich.
Beschreibe dich und dein Tun in 5 Worten.
Spielfreude, Freiheit, Kreativität, Kommunikation, Vorfreude
Welches Genre sprichst du am liebsten – und warum genau dieses?
Ich kann in den meisten Genres etwas finden, was mir gefällt, und vor dem Mikro muss sowieso jedes Buch das beste der Welt sein. Aber ich liebe kleine fiese Viehcher, Elbenköniginnen und Bösewichte, deshalb freue ich mich immer besonders über Fantasy.
Welches Buch hat dich zuletzt so richtig zum Lachen gebracht?
“Moon Over Soho” von Ben Aaronovitch. Ich bin sehr late to the party und entdecke erst jetzt wie witzig die “Rivers of London”-Reihe ist.

Gibt es ein Buch, das dich so sehr gefesselt hat, dass du komplett die Zeit vergessen hast?
Ach, viele! Letztes Jahr war “Die Wächterinnen von New York” von N.K. Jemisin eins davon. Ihre Art zu erzählen hat eine unglaubliche Kraft und das ist ganz besondere Urban Fantasy.
Mein Lieblingsspruch ist: „Das Leben ist schön.“ Was ist dein persönlicher Leitsatz oder Spruch, der dir an stressigen Tagen hilft?
IM REGEN GESCHRIEBEN
Wer wie die Biene wäre,
die die Sonne
auch durch den Wolkenhimmel fühlt,
die den Weg zur Blüte findet
und nie die Richtung verliert,
dem lägen die Felder in ewigem Glanz,
wie kurz er auch lebte,
er würde selten weinen
(Hilde Domin)
Mit wem würdest du gerne mal ein Hörbuch einsprechen, und warum wäre diese Zusammenarbeit für dich besonders?
Du meinst mit welchen Kolleg*innen? Leider begegnet man denen, mit denen man sich ein Buch teilt, eigentlich nicht! Was sehr schade ist, aber jede*r nimmt die eigenen Kapitel unabhängig auf. Aber wenn es darum ginge, wirklich gemeinsam an etwas zu arbeiten, dann Stefan Kaminski, wenn ich groß bin, will ich auch mal so gut sprechen wie er.
Wie bereitest du dich auf die unterschiedlichen Figuren in einem Buch vor? Hast du ein System, um ihre Stimmen und Persönlichkeiten zu markieren oder festzulegen?
Ich mache mir Notizen zu jeder Figur. Wie werden sie beschrieben, was sind ihre Eigenarten, wie alt sind sie. Das meiste geht über Haltung. Eine selbstbewusste Königin spricht anders als ein schüchterner 11 jähriger. Wenn ich das drin habe, muss ich dann gar nicht mehr so viel Stimmakrobatik machen.
Hast du schon mal eine Figur gesprochen, die dir besonders schwergefallen ist? Wie bist du damit umgegangen?
Alle, die ganz besonders tief und rauchig klingen (sollen). Ich muss aufpassen, wem ich so eine Stimme verpasse. Wenn die Figur ganz viel spricht, dann lieber nicht! Am schwierigsten finde ich es aber, wenn ganz viele Männer in ähnlichem Alter vorkommen.
Hast du schon mal eine Sprache oder einen Dialekt speziell für ein Hörbuch lernen müssen? Wie schwierig war das für dich?
Jein. Dialekt wird ungern gemacht in Hörbüchern. In einem kleinen Projekt kamen aber mal Biber vor, die sich auf Baseldeutsch unterhalten haben. Das hat mir jemand aufgenommen, der es konnte und ich habe mich dann totgeübt, um das nachzumachen. Wenn eine Figur beschrieben wird mit “Sagte sie in einem starken XY Akzent”, dann ist es mir – wenn ich das übernehme – sehr wichtig, das so authentisch wie möglich zu machen.

Wie viel Einfluss hast du bei der Gestaltung von Hörbüchern (z. B. bei der Interpretation der Figuren oder der Sprechweise)?
Viel! Ich kann eigentlich machen, was ich will. Und ich will ja etwas, was passt. Wenn es mal so gar nicht passt, sagt mir die Aufnahmeleitung Bescheid.
Was macht dir an deinem Beruf als Hörbuchsprecher am meisten Spaß?
Mir macht am meisten Spaß, dass ich mich ganz tief in die Romane reindenken muss, um sie euch zu erzählen. Wenn ich nicht mit im Verließ stehe, wie soll ich euch dann erzählen wie’s da aussieht?
Ich habe bisher nur Academy of Lies von die eingesprochen gehört. Bei welchen Hörbüchern darf ich mich noch auf deine Stimme freuen?
Am 24.04. kam “Crimson Moth” heraus, ein New York Times Bestseller von Kristen Ciccarelli. Ich bin sehr gespannt, wie gut das Buch in Deutschland ankommt! Eine düstere Fantasygeschichte über Revolution und Hexenjagd.
Liebe Henriette vielen lieben Dank, dass du dich meinen Fragen gestellt hast. Wir haben uns in Leipzig auf der Buchmesse ja schon ein wenig über deine Arbeit unterhalten, die ich persönlich als Hörbuchjunkie total faszinierend finde. Ich selbst durfte vor Jahren bei Bastel Lübbe im Tonstudio kurz etwas einsprechen und habe da ganz schnell gemerkt, wie viel Arbeit dahinter steckt. Und du hast mich jetzt so weit bekommen, dass ich einem Fantasyroman als Hörbuch mal eine Chance gebe.

Entdecke mehr von Kerstins Kartenwerkstatt
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Ein Kommentar zu „Kerstin fragt … Henriette Schreurs antwortet“